Nachdem ich gestern durch das Chianti-Gebiet marschiert bin und vor lauter Bäumen den Wein nicht gesehen habe, hat sich das auf der heutigen Strecke grundlegend geändert. Ein Weinberg folgte dem nächsten und alle Reben hingen voller Trauben. Sangiovese heißt die Traubensorte übrigens, die später bei einem Chianti den größten Anteil ausmachen. Einer dieser Weinberge warf mich heute vormittag leider etwas zurück, da er mir und meiner Route im Weg stand und aufgrund eines hohen Zaunes auch nicht zu durchqueren war. Das sollte aber heute für lange Zeit das einzige Missgeschick bleiben. Überhaupt war der Tag und die Strecke heute schöner als gestern. Es war gut, dass ich auf den gestrigen Rat gehört habe (irgendwie hatte ich wohl doch die entscheidenden Worte verstanden) und meine Route nochmal geändert habe. Die Strecke war dadurch zwar zwei Kilometer länger, führte aber durch drei tolle Orte… Montefioralle, Panzano und Volpaia, wobei mir Montefioralle am Besten gefallen hat. Lustig war, dass ich heute eine ganze Weile einen kleinen und sehr lebhaften Hund als Begleiter hatte. Mal lief er wedelnd vor mir her, mal sprang er aufgeregt neben mir durch’s Gras und schaute mich dabei fragend an. So plötzlich wie er aufgetaucht war, so unerwartet war er auch auf einmal wieder im Wald verschwunden. Kurz vor meinem Etappenziel durfte ich dann noch den Unterschied zwischen einem „online“ geplanten und einem wirklichen Weg feststellen. Die blaue Linie auf der Karte war da, der Weg aber weit und breit nicht zu sehen. Dieser unvorhergesehene Umweg war aber zum Glück überschaubar, so dass ich gegen 18:00 Uhr meine heutige Unterkunft in Radda erreicht habe. Sie rangiert leider auf Rang drei meiner bisherigen Unterkünfte, aber für eine Nacht ist sie ok. Praktisch an meinem Zimmer ist, dass meine morgige Etappe genau hier vor der Tür beginnt… vor allem, da die Strecke mit knapp 29 Kilometern die bislang längste wird. Ich hoffe mal, dass meine „Wehwehchen“ mir dann keinen Strich durch die Rechnung machen. Voltaren auf den Schultern, Tiger Balm auf den Waden und Bepanthen woanders müssen über Nacht helfen.
Mein heutiges Highlight war der Moment, in dem ich auf einem Berg sitzend Pause machte und auf die weite Landschaft zurückblickte, durch die ich in den letzten Stunden marschiert war. Das hatte schon was… das Verhältnis von Raum zu Zeit ist hier ein vollkommen anderes.
Die Karte zur heutigen Etappe: