Was ist eine logische Konsequenz, wenn Pienza auf einem Berg liegt und man morgens aufbricht und mit dem Bus irgendwohin hinfährt?
Genau, es geht abends garantiert schön bergauf. Das ist mir heute erst so richtig bewusst geworden… als meine Blase unterm Fuß beschloss, auf den letzten Metern Nachwuchs zu bekommen. Aber es hatte sich gelohnt, morgens den Bus zu nehmen. Montepulciano in der Frühe, ohne Touristen… 10 Punkte! Vor fünf Jahren bin ich auf meiner letzten Etappe schon mal nach Montepulciano gekommen. Irgendwie muss ich damals ziemlich fertig gewesen sein… was ich heute alles neu entdeckt habe. Unerklärlich ist mir vor allem, dass ich die Kirche Madonna di San Biagio nicht gesehen hatte, sie ist nun wirklich nicht zu übersehen. Aber auch sonst ist die größte Stadt hier im Val d’Orcia ein Erlebnis.
Der anschließende Weg nach Monticchiello war sehr schön und abwechslungsreich… es ging über Wiesen, durch Wälder und zwischendurch gab es immer wieder tolle Fernblicke. In Monticchiello habe ich dann eine längere Pause gemacht und bin ein wenig durch den mittelalterlichen Ort gelaufen. Vor dem Stadttor ist immer was los, denn von hier hat man eine beeindruckende Sicht auf Pienza. Und in Richtung Pienza ging es dann auch weiter.
Ganz untypisch für mich, bin ich auf den folgenden Kilometern absichtlich von meiner geplanten Route abgewichen… und das mehr als einmal. Wann immer ein anderer Weg, links oder rechts vom eigentlich geplanten Weg, vielversprechender aussah, bin ich ihn gegangen. Und so habe ich heute ganz viel bestaunt, das ich „geplant“ nicht gesehen hätte. Auch wenn es jetzt kitschig klingt… unendlich weite Getreidefelder, die sich rauschend im Wind bewegen (das ist das einzig wahrnehmbare Geräusch), der Duft von frisch gemähtem Gras oder ein Fasan, der dir plötzlich über den Weg läuft… das alles hat mich heute schwer beeindruckt.
Und auf die neue Blase kommt morgen einfach wieder ein Pflaster… ich habe noch genug mit.